Zehn Wochen nach dem furiosen „Avengers: Endgame“ bringt Marvel mit „Spider-Man: Far From Home“ den 23. Film des Marcel Cinematic Universe in die Kinos und markiert damit das Ende von Phase drei des Universums. Ein klares Zeichen an die Kinozuschauer, dass es mit dem MCU auch nach „Endgame“ weitergehen wird und noch viele Jahre weitere Superhelden-Filme kommen werden. Mit „Endgame“ hat Marvel den nötigen Platz geschaffen, damit andere Helden den nötigen Raum bekommen können. Einer dieser Charaktere, die die Zukunft der Franchise sichern sollen, ist ohne Zweifel Spider-Man.
Der Film knüpft direkt an die Ereignisse aus „Endgame“ an. In den ersten Minuten gibt es eine clever gemachte Zusammenfassung des bisher Geschehen und den daraus folgenden Konsquenzen für die Menschen. Spider-Man alias Peter Parker hat genug vom Superhelden-Dasein und will sich ganz seinem Teenie-Leben und seiner großen Liebe MJ hingeben. So kommt die komplette erste Hälfte des Films als charmant lustige Teenie-Komödie im Stil eines John Hughes daher. Schon das funktioniert prächtig.
Tom Holland ist für mich die perfekte Besetzung von Spider-Man. Trotz seiner 23 Jahre nehme ich ihm den 16-jährigen Teenager ab. Die Chemie mit Zendaya, die seine Herzdame MJ spielt, passt bestens. Es gefiel mir, dass er die unmenschlich großen Erwartungen nicht erfüllen will, in die Fußstapfen von Iron Man zu treten. Das wirkt alles sehr menschlich, was ja die große Stärke dieses Superhelden ist. Im Gegensatz zu Dr. Strange und Captain Marvel mit ihren übermenschlichen Kräften, ist Spider-Man eben doch noch ein Mensch, der eben ein paar ungewöhnliche Stärken hat und sich auf Technik verlässt. Sein Charakter entwickelt sich im Film weiter, was sehr gut inszeniert ist. Durch einen clever gemachten, wenn auch vorhersehbaren Twist erkennt Peter Parker, dass er trotz allen Zweifeln erwachsen werden und eine Balance zwischen seinen beiden Identitäten finden muss.
I think Nick Fury just hijacked our summer vacation.
Peter Parker
Die Richtung des Films ändert sich dramatisch, als Peters Schulklasse quer durch Europa tourt und dabei auf den von Jake Gyllenhaal gespielten Quentin Beck alias Mysterio trifft. Das Tempo des Films zieht dramatisch an, eine imposante Actionsequenz jagt die nächste. Im Gegensatz zu vielen anderen Marvel-Filmen sind die Stärken des Films die unverbrauchten Settings, die uns Europäern so vertraut sind. Insbesondere der Showdown in London setzt neue Maßstäbe für das MCU.
„Spider-Man: Far From Home“ ist eine spaßige Achterbahnfahrt, die zu keiner Zeit langweilig wird. Ich hatte über die ganze Laufzeit ein Lächeln im Gesicht, so charmant witzig ist das Abenteuer. Es ist den Machern nicht hoch genug anzurechnen, dass sie einen frischen, aufregenden „Spider-Man“-Film abgeliefert haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass es immerhin der dritte zweite Teil (nach Toby Maguire und Andrew Garfield) innerhalb von zehn Jahren ist. Das hat vermutlich kein anderes Franchise als Big-Budget-Produktion in der Form geschafft.
Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann wäre es die Technik, die sich Spider-Mans Gegner zunutze macht. Das wirkte alles irgendwie over the top, auch wenn es Raum für einige sehr surreale Action-Sequenzen machte. Aber das ist wirklich meckern auf hohem Niveau. Wer einen packenden Sommer-Blockbuster sucht, hier ist er.
Ihr solltet übrigens bis – wie bei den meisten Marvel-Filmen – bis zum Ende des Abspanns warten. Es gibt zwei weitere Sequenzen in den Credits, die auf zukünftige Filme hinweisen.